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M 24

Fern der Heimat > Soumen Armeja > Finnlands Gewehre

M 1924

(Kurzform M 24,
Nennform "Lottagewehr")


Baujahr:
1924

Herkunft: Finnland

Fabrikation: Sako ( auch Tikkakoski )

Zeitraum: 1923 - 1928

Länge: 130 cm
Lauflänge: 76,5
(incl. angesenkter Mündung)
Gewicht: 4,46 kg

Visier: verändertes
Treppenrahmenvisier
Entfernung: bis 3200 Arshin

Stückzahl: 18 Tsd.
(Sämtliche Stücke M 24 insgesamt etwa 40 Tsd.)



Erste Neuschöpfung Finnlands

... versehehen mit einem weiblichen Namen ???

Die Struktur der finnischen Landesverteidigung sah neben der Armee (Suomen Armeija) auch eine flächendeckend organisierte Heimwehr (Suojeluskunta) vor. Unterstützt wurde diese von der privaten Frauen-Organisation Lotta Svärd, welche sich vorrangig um die Betreuung der kämpfenden Truppe aber auch um Versorgung der Kriegsgefangenen gemäß der Genfer Konvention zu kümmern hatte. Die ursprüngliche Intention war die einer "Lotta", die ihrem Partner "Svärd" durch den Krieg folgt und sich nach dessen Tod intensiv der Betreuung aller Verwundeten widmet. Sie stammt von dem finnisch-schwedischen Dichter Runeberg.

Im Original heißt diese Dichtung: "Fänrik Ståls sägner - Die Sage von Fährich Stahl"

Diese Idee wird übrigens auch heute noch in der schwedischen Lottabewegung -mit derzeit knapp 20 Tsd. Mitgliedern- fortgeführt.

Die finnische "Lotta" wurde jedoch nach 1944 bis heute verboten, Begründung war Irgendetwas zwischen "Rechts-Extrem" und "Faschistisch"...( ließe sich dieser Vorwurf heutzutage inhaltlich übertragen, dann gäbe es längst keine "Boy Scouts of America" mehr, das IRK wäre verboten, erst recht würden die Ideale einer Florence Nightingale dauerhaft verschüttet !!!)

Als Grund für die ungewöhnliche Namensgebung unseres M 24 wird in der Fachliteratur die Ausschließlichkeit der Waffe als Gewehr der Heimwehr, sowie eine Spende von Lotta Svärd für die ersten 3000 Läufe angegeben.

Ohne Moos nix los:

Um den Wert eines solchen Geschenkes zu begreifen, muß man sich ein Bild der damaligen Verhältnisse machen können:

Sowohl die finnische Armee (Suomen Armeja) als auch die Heimwehr (Suojeluskunta) hatten Bestellungen für neue Läufe zur Auffrischung erbeuteter Gewehre M 1891 in Richtung der kompetenten Firma TIKKAKOSKI geordert.

Da diese jedoch schon mit den Bestellungen aus der regulären Armee mehr als an ihre Grenzen kam, blieb den Heimatschutzverbänden
einzig der Ausweg zu einem Auslandsauftrag ...

Nun war es aber so, daß fremdländische Firmen sich diesen Service gewissermaßen "
nur direkt" vergolden ließen (wie z.B. SIG in der Schweiz, so auch Böhler-Stahl in Deutschland). Desterwegen benötigte die damals nachrangige Heimwehr einen potenten Partner zur Erfüllung ihrer dringenden Wünsche.


Bild links
: Illustration von Johan August Malmström zum Original von Runeberg

NOCHMAL: Die finnische Heimwehr war zwar in das Konzept der Staatsverteidigung eingebunden, wurde jedoch bei Weitem nicht so gefördert wie die Armee (und auch diese stand nach den Kürzungen des finnischen Reichstages in den "Zwanzigern" auf Grund der angestrebten Neutralitätspolitik im skandinavischen Raum schon ziemlich "ärmlich" da !!!)

Daß letztendlich das Verteidigungskonzept der Heimwehr mit dem Ablauf des sog. "
Winterkrieges" (XI 1939 bis III 1940) bestätigt wurde, war allein dem Durchhaltewillen regionaler Verantwortlicher und der Initiative des Staatspräsidenten von Mannerheim zu verdanken.
Für Interessierte: "The Winter War Russia against Finland", Richard W. Condon, Copyright 1972 by "Ballantine Books Inc." ...

Anmerkung des Autors:
"Selber im HaSch-Kdo. gewesen, aktiver Heimatschutz ist das Wichtigste für jedes bedrohte Volk !!!

Bild links:
"Lotta Ideal"

Truppenbetreuerin
in Nähe der Front
mit finnischen
Heimwehrmann
(dieser Kamerad erscheint allerdings ein Wenig zu lässig, das deutet auf ein
Propagandabild hin)

Bild rechts:
"Lotta-Realität"

Ein verletzter Soldat wird versorgt, in diesem Fall ein Sowjetsoldat
(Fortsetzungskrieg 1941)


Generieren:
Die Benennung "Neuschöpfung" ist in Bezug auf das M 24 allerdings etwas übertrieben. Neben dem (außer bei den frühen Modellen) finn-typischen Merkmal zweiteiliger Schaft, welcher durch geringeres Dehnungsverhalten eine wesentliche Verbesserung darstellt, sind es lediglich die neuen schweren Läufe sowie ein verbessertes Visier mit U-Kimme, die dieses Gewehr vom herkömmlichen russischen M 1891 II unterscheiden.


Hingeschaut:

Am schnellsten erkennt man ein echtes "Lottchen" auf den ersten Blick am stufigen / abgestuften Lauf sowie an der Stempelung.

Aber VORSICHT:

Ausgerechnet jene obengenannten ersten 3 Tsd.-Läufe der schweizer Firma SIG weisen genau diese Abstufung nicht aus !!! Ihr eigentlicher Sinn, nämlich durch eine sprungweise Verjüngung den Anbau des klassischen Bajonettes zu ermöglichen, spielte wohl im Verlauf dieser Spende noch keine Rolle ...

Die Stempelung wird zudem ein Baujahr
1928 nicht überschreiten, denn das Projekt M 24 der Heimwehr wurde zugunsten des M 28 in eben jenem Jahr beendet. Außerdem stammen sämtliche Waffen von "SAKO" (oftmals auf dem Schaft eingebrannt), und - des Weiteren - verfügt eine echte "Lotta" selbstverständlich über einen Stempel der Heimwehr !!!

Bild links:

Der Stempel beweist es eindeutig, "wir sind von der finnischen Heimwehr" .
Im Detail handelt es sich um das "S" für
Suojeluskunta / Heimwehr, innerhalb eines Schildes.
(K.H. Wrobel,
Drei Linien, Bd. I, s. 230)

Zusätzlich sehen wir ( im gelben Oval ) einen Stempel aus (vermeintlich) Tula auf der Verschlußbrücke.

..... erster Hinweis auf die originäre Herkunft der Grundwaffe zu "unserer Lotta" ???


Zur Sicherheit folgend GENAUGUCK:

In den nächsten Abschnitten sehen Sie verschiedene echte Lottas im direkten sektionalen Vergleich ...

Bild oben: Lotta von Herrn Böhmer,aus dem Hause SIG ...


Bild unten:
Nicht mehr ganz "brandneu", unsere Lotta, allerdings von BÖHLER ...


Die Sektionen im Einzelnen .....

Der Lauf:

Aufgrund der Tatsache, daß der überwiegende Teil der russischen Drei-Liniengewehre, welche die finnische Armee und auch Heimwehr mit der Zeit in ihre Arsenale aufnehmen konnten, lediglich über desolate und ausgeschossene Läufe verfügte, enstand genau hier ein Handlungszwang für alle Beteiligten.

Banal ausgedrückt:
"Neue Läufe müssen her, ansonsten nützt uns das ganze Schießzeug nichts !!!"


Da Finnland von je her in der Fläche überwiegend ländlich geprägt ist, gab es auch unter den beteiligten Entscheidungsträgern etliche, die von Jung auf mit der Jagd und Waffen aufgewachsen waren.
Diese konnten ihre Ansicht, nämlich daß schwerere Läufe die Wärme besser ableiten, demzufolge im Ziel konstanter bleiben, letzten Endes durchsetzen.

Somit sorgten sich sowohl finnische Armee wie auch Heimwehr frühzeitig um die Pflege ihrer neuen Grundbewaffnung aus dem
Mutterhaus Russland mehr, als ihre Kontrahenten im Heimatland derselben Waffen ...
Hier - nämlich - nutzte man noch bis zu Beginn des "Großen Vaterländischen Krieges" (1941) derart "schrottiges Material", zumindest in der Grundbewaffung der Festungsbesatzungen, Grenzschützer und sonstiger rückwärtiger Einheiten.

Oben: Eindeutig sichtbar, eine 5 mm angesenkte (= vertiefte) Mündung sorgte für beste Treffer ...

Bild rechts:

Deutlich sichtbar ist hier die Abfräsung / -stufung des schweren
Lotta-Laufes zum Korn hin.

Ein Bajonett läßt sich erst hierdurch anbringen. Jedoch zwang das erneuerte und
leicht erhöhte Korn zu einer Anpassung desse Fixierringes ....

Dieser Lauf selbst wurde übrigens hergestellt von der "
Schweizer Industriegesellschaft", Neuhausen


Bild rechts: Der erste Blick täuscht, denn durch die breitere Basis erscheint das Korn des M 24 fast "gleich-hoch" wie sein Gegenüber ...

Im direkten Vergleich:

Der Unterschied zwischen dem Korn eines herkömmlichen M 1891 II ( schon eingerichtet für die Patrone m 1908 ) und dem leicht erhöhten Korn eines M 24 ist wirklich minimal. Deutlich jedoch zeigt sich auf unserem Bild dessen massivere Kornbasis !

Bilder oben u. links: Offensichtlich ein Lauf aus Deutschland ( "Böhler", Düsseldorf ) in einer Grundwaffe M 1891, Baujahr 1914, aus Ishevsk

Bei der Lösung zur Herkunftsfrage unserer Ursprungswaffe sind wir im ersten Schritt (weiter oben) leider einem Irrtum unterlegen: Der "Hammer im Kreis" erwies sich nachträglich als Inspektorenmarke.
Wesentlich interessanter verhält es sich mit dem "B": Dieser Stempel auf einem Verschluß deutet immer auf ein Bauteil aus Belgien hin ! (K.H.Wrobel, Drei Linien, Bd.II, s. 220,da "114")


Der Schaft:

In der Einleitung schrieben wir vom "neuen zweiteiligen Schaft". Daß dieser jedoch nicht gleich zu Fertigungsbeginn überall Standard war, zeigen wir (Bilder unten) gleich zwei recht frühe Lottas:

Zu den Bildern (links):
Sowohl die Waffe von Herrn Böhmer als auch unser "erstes Lottchen" gehörten zu denjenigen, welche in der Anfangsphase zur Umrüstung der Heimwehr gebaut wurden.

Spätere Exemplare profitierten von der Einsicht der Staatsführung (und privater Geldgeber) beim Thema "Heimwehr", sie konnten mit dem innovativen Zweiteiler versehen werden.

Unbestrittene Vorteile waren:
a) Geringere Trocknungszeit des Holzes, da in kürzeren Stücken vorgeschnitten
b) Durch Verleimung bewirkte dauerhafte Verzugfestigkeit


Bild unten: Später M 24- Schaft, wie ihn der Heimwehrmann wünschte ...


Holzige Angelegenheit: Obwohl die Schäfte wegen des größeren Laufquerschnittes erneuert wurden, behielt der Handschutz seine herkömmliche Größe und Gestalt, konnte also vom M 1891 I (für Ogivalpatrone) oder II ( für Patrone m 08 ) übernommen werden.

In aller Regel finden wir beim "Lottchen" die Handschutze der sogenannten "2. Variante" (aufgrund der Verfügbarkeit).

Diese erkennt man an den
drei Nieten der Endstücke (ursprünglich 4, danach versuchsweise 2, im Ergebnis ein Kompromiss ...) .

Die Zapfen dieser Endstücke greifen in passende Nuten der zugehörigen Laufringe.

Bilder oben:
Genietete Messingschalen mit jeweils zwei Zapfen , sowohl am Vorder- wie auch am Hinterende eines Handschutzes ...

Bild links: Ober- und Unterring, übernommen von der Grundwaffe, eines ehemaligen M 1891 (hier die 2. Version, mit integrierten Schrauben).

(
Die roten Markierungen auf den Bildern zeigen die jeweils korrespondierenden Zapfen / Aufnahmen hierzu)

Beachtenswert ist zudem, daß die passenden Ober- und Unterringe schon zuvor ( = im Ursprungsland ) aus vollem Material gefräst wurden und - im Gegensatz zum späteren Einheitsgewehr - noch verschraubt waren !

Alles in Allem war dieses also für jeden Beteiligten eine aufwendige Angelegenheit...

... und somit läßt es sich leicht vorstellen, daß JEGLICHE Repartur oder gar Neuanfertigung eines solchen Teiles zu dieser Waffe einen enormen Aufwand darstellte !


Die Visierung:

Wichtigstes Element beim Schießen mit einem Gewehr ist das "Anvisieren". Hierbei nutzt der -militärische und jagdliche- Schütze für wechselnde Entfernungen die vorhandenen Verstellmöglichkeiten seiner Waffe....
Da naturgemäß im finnischen Lebensraum russische Maßeinheiten (
Arshin / Werst / Linia) nicht geläufig waren -seit jeher wurde in Suomi metrisch gerechnet und assoziiert-, stellten die Skalierungen erbeuteter Drei-Linien Gewehre eine nicht zu unterschätzende Herausforderung an die neuen Verwender dar.

Blitzbeispiel: Da hast Du die Vorgabe 400-3200 Arshin am Kimmenfuß, der Gegner kommt etwa aus 250 mtr. aus der Waldspitze gerrrrrannt (und FEUERT), rechne schnell um - ein Arshin=0,7112 mtr (Dreisatz - kein Problem - - im Ruhezustand !!!) .

Das Ergebnis wird wohl nicht befriedigend ausfallen ...

Aus diesem einfachen Grunde mußten alte Markierungen an unseren M 24 unkenntlich gemacht, und durch neue ersetzt werden.


Dies geschah auf zweierlei Weise:


A) Jede einzelne Maßangabe wurde durchgestrichen.
Ein extrem aufwendiger Vorgang, es mussten dazu an jedem Visierfuß eines M 24 fünf Fräsungen mit der kleinen Handfräse vorgenommen werden. Heute nennt es sich "Dremel", gab es aber damals schon. Das Ganze geschah an industrieellen Arbeitsstationen mittels Kraftübertragung aus oberhalb der Plätze angebrachten umlaufenden Wellen.

Bild links:
Die einzeln von Hand gearbeiteten Streichungen der alten Skalierung
(Cursor bewegt das Bild)

Deren Rotation wurde durch flexible Schläuche ( ähnlich wie beim Zahnarzt ) auf das eigentliche Werkzeug übertragen.


Übrigens: Eine simultane Fräsung der alten Skalen / Entfernungsangaben kam wegen uneinheitlicher Positionen derselben an den Visieren erbeuteter Waffen nicht in Frage ...

B) Flächiges Ausfräsen:
Wesentlich zügiger verlief dieser
vereinfachte Arbeitsgang am Fuß unserer Lotta-Visiere. Hierbei konnten die Werkstücke (= zu bearbeitenden Visiere) sogar in genormte Frässwiegen kurz eingelegt und nach Sekunden wieder entnommen werden (Dieser Vorgang ist vergleichbar mit der sog. "Wipp-Säge", wichtiges Utensil zum Brennholzschneiden).

Bild links:
Flachschleifen, die einfachste Methode zur Unkenntlichmachung der alten Skalierung ...

Hier (im Bild links) noch einmal beide Ergebnisse im direkten Vergleich. Das obere Gewehr ist unsere erste "Lotta", erkennbar am einteiligen Schaft. Das untere eine spätere M 24, mit zweiteiligem Schaft und einzelnen Ausfräsungen am Visierfuß. Vergleicht man die Strichführung dieser Fräslinien mit denen auf der Waffe von Herrn Böhmer, so wird deutlich, daß es sich hier um reine Handarbeit handelte
(Lupe vergrößert den Ausschnitt)

Im Nachgang wurden die metrischen Maße auf der rechten Seite der Visierbasis maschinell eingestanzt . Dieses geschah allerdings mit einer Industriestanze, unter die die zuvor von ihren alten Maßeinheiten befreiten Visiebasen eingelegt wurden (.. auch reine Handarbeit ..).

Erst hiernach kam es zu einer Kombination mit dem (ebenfalls veränderten) neuen Visier. Dieses hatten die Finnen extra für das
Lotta-Gewehr nun mit einer "U-Kimme" versehen, um der heimischen - jaglich geprägten - Schießerfahrung seiner Heimwehrleute gerecht zu werden.

Das Ergebnis: Hier (Bild unten) noch einmal unser erstes Gewehr "M 1924", genannt "Lottagewehr"


Fazit: Folgend dem finnischen Hang zur Akkuratesse bewirkten genau diese - oben beschriebenen - Änderungen der Komponenten eine kostenextensive, einfache und trotzdem wirkungsvolle erste Verbesserung der Grundwaffe, unseres Drei-Linien Gewehres M 1891 !!!


Im Ergebnis wurde es in Finnland "Lottakivääri" genannt. Spätestens aber nach dem ersten, durchaus desaströsen, Monat des Winterkrieges gegen Finnland (noch in 1939) hätten auch die unterlegenen Sowjetrussen diesem Gewehr einen eigenen, der Landessprache angepassten Namen geben müssen:

" Lahjoittaa Kulta "





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