Mosin-Nagant


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Die Ruhmreiche

Bei Mütterchen Rußland

(… Sowjetunion)











Der Weg…

Deutliche Vorzeichen :

Der überwiegende Anteil der Bevölkerung des Bauernlandes Rußland in der Mitte des 19. Jhdts. mußte die Reformen Alexanders II als sehr nachteilig erleben. Aus der vorgeblichen Befreiung der Leibeigenen erwuchs eine neue Schicht, die in Armut lebende Menschenmasse der Industriearbeiter und Tagelöhner.

Ihr aussichtsloses Schicksal bildete einen guten
Nährboden für revolutionäre Ideen, welche zu jener Zeit in England und Westeuropa entstanden. Gebildete Kreise, bestehend aus Studenten sowie Söhnen höherer Beamter und Adeliger, machten sich immer wieder zu Wortführern in Arbeiterversammlungen und bei Zusammenkünften auf dem Lande, Geheimbünde hatten Hochkonjunktur.

Zusätzliche Unterstützung gab diesen die große
Hungersnot von 1891, bei der über eine halbe Million Menschen im russischen Reich um´s Leben kamen.

Photo von 1910:
Kasli-Eisenwerke, im Herzen des Ural
, mehr als 3000 Industriearbeiter schaffen in der erzreichen Region

... über dunk´le Omen ...

Nicht vergessen zeigte sich zu jener Zeit eine Abfolge von Begebenheiten, welche gleich zu Beginn der Amtszeit von Nikolaus II dessen Glaubwürdigkeit als "volksnaher Herrscher" zutiefst erschütterten. Anläßlich der Krönung des neuen Zaren im Frühjahr 1896 hatte sich das - denglisch- "Management" des russischen Hofes ein durchaus propagandawirksames "Event" einfallen lassen:

Das mehrtätige Volksfest auf einem riesigen Truppenübungsplatz vor den Toren Moskaus

Hiermit verbunden war unter Anderem eine kostenlose Verköstigung von insgesamt einer halben Million Menschen ergänzt duch die massenhafte Vergabe von Geschenken.

Letzteres führte schließlich zur Katastrophe:

Vor Morgendämmerung des letzten Tages machten Gerüchte die Runde, daß die Verteilung der Gaben (Lebensmittel und Memorabilien) vorgezogen sei. Die Menschenmenge kam in Bewegung, hunderte Besucher wurden in vorhandene Schützengräben (Truppenübungsplatz !) gedrückt, nachfolgende Personen fielen im Dunk´len über Sie.

Sämtliche Sicherheitskräfte vor Ort waren komplett überfordert, und am Ende zählte man
1400 Tote und hunderte Verletzte!

Zwar besuchte das Zarenpaar viele Opfer in den Krankenhäusern und ließ später alle Toten auf Kosten des eigenen Vermögens beerdigen ....

Bild oben: Bald eine halbe Mio. Menschen freuen sich auf den neuen Zaren
(leider funzt hier unsere Lupenfunktion nicht, die Detailfreude eines zeitgenössischen russischen Malers ist wirklich erstaunlich!)

... zudem vergab Nikolaus Beihilfen aus seinem Privatvermögen:


Jeweils 1000 Rubel erhielten alle leidtragenden Familien, gezahlt ebenfalls aus dem eigenen Portefeuille des Zaren. Was dieses für Betroffene hieß, verdeutlicht folgende Berechnung (Umwege in der Berechnung wg. mangelnder Datenlage, im Zweifel heruntergerechnet):

Der Rubel jener Zeit - gemeint ist der "Papier-Rubel", nicht der höherbewertete "Gold-Rubel", verzeichnete einen Devisenwert von etwa 2,45 Reichsmark.
Der Monatslohn eines deutschen Hafenarbeiters betrug damals knapp
60 RM, der eines sog. Gelernten bei "Hoechst" 120 RM.

Umgelegt auf Löhne im Deutschland jener Zeit hieße das:
Hinterbliebene eines
ungelernten Hafenarbeiters bekamen etwa 40 Monatslöhne
Hinterbliebene eines
(qualifizierten) Fabrikschaffenden bekamen 20 Monatslöhne
Hierbei ist außerdem zu berücksichtigen, daß die Reformen von 1888 ("
Sozialgesetze") für viele Arbeiter im "Deutschen Reich" im Endeffekt höhere Bruttolöhne, zumindest durch mehr soziale Sicherheit, erbrachten. Das gab es im Zarenreich noch lange nicht.

Bei aller Tragik der Einzelschicksale: Der PERSÖNLICHE Aufwand von Nikolaus II nach dieser Katastrophe war für einen absoluten Herrscher bemerkenswert !!!!!!! (Man bedenke, daß bei den Beerdingskosten damals immer auch der orthodoxe Pope und die Totengräber bar bezahlt wurden, weshalb eine Bezahlung durch das Zarenhaus ebenfalls bares Geld waren ...


AAABBBEEERRR:

.... das Kind strampelte bereits im Brunnen !


Dummerweise ließ sich der
Frischgekrönte überreden, noch am selbigen Abend einen Ball der französischen Gesandtschaft zu besuchen. Als die wirklich EINZIGEN echten Verbündeten im damaligen Europa hatten die Franzosen selbstredent ihren Anspruch auf seinen Besuch gehabt -zumindest aus diplomatischer Sicht- .
Innenpolitisch, insbesondere für das positive Bild des Zaren sowie die bislang tiefe Verankerung des Zarismus im russischen Volk erwies sich dieses Verhalten jedoch im Nachhinein als nachhaltiger Fehler !


Dies blieb zunächst jedoch bis zum Beginn des 20. Jhdts. ohne größere Resonanz

Erst das Anwachsen der Gesamtbevölkerung auf 125 Mio. Menschen bei ca. 107 Mio. Bauern bzw. direkt von der Landwirtschaft Abhängigen sowie der sprunghafte Anstieg der Fabrikarbeiter von 0,5 Mio. im Jahr 1860 auf über 2,5 Mio. im Jahr 1900 sorgte für genügenden sozialen Sprengstoff.

Auslöser:

Ein verlorener Krieg zwischen Rußland und Japan warf die aufstrebende russische Wirtschaft in den Jahren 1904/05 komplett aus der Bahn:

Die Versorgung der Städte mit Nahrungsmitteln brach zusammen, bisher verborgene Notstände wurden derart offensichtlich, daß auch zurückhaltende Russen aus ihrer Unzufriedenheit kein Geheimnis mehr machten.

Trotzdem verhinderte die allgemeine Verehrung des Zaren als Oberhaupt der russischen Kirche ("
Cäsaropapismus") einen großflächigen Aufruhr - bis zu jenem Ereignis:

Während eines Streiks im Januar 1905 zogen Arbeiter mit einer Bittschrift vor den Petersburger Palast. Viele von ihnen trugen Bilder des Zaren, des Zahrenpaares und Ikonen voran.
.

Petersburger Blutsonntag, Panikscene nachgestellt im Propagandafilm (1925)

Zarengarde und Garnisonssoldaten schossen in die Menschenmenge, es starben 1000 Männer, Frauen und Kinder; etwa doppelt so viele wurden verletzt.

Nach diesem "Blutsonntag von Petersburg" kam Rußland nicht mehr zur Ruhe, Nikolaus II hatte den letzten Bonus des Zarentums verspielt.


… zur Revolution


Verlauf:

Im Folgenden erlangten Umstürzler jeder Prägung immer mehr Gehör. Streiks, illegale Versammlungen und Flugblätter hielten Geheimpolizei, Militär und Gendarmerie ständig in Atem. Als dann im Verlauf des Winters 1916/17 Hunger und schlechte Nachrichten von der Front für ein offen gefordertes Kriegsende sorgten, passierte es:

Wieder einmal waren es Streikende in Petersburg, wieder sollte auf sie geschossen werden.


Dieses Mal jedoch verbündeten sich die Soldaten mit den Arbeitern. Sie töteten die eigenen Offiziere, plünderten die Arsenale und besetzten öffentliche Gebäude.

Kurz darauf dankte der Zar ab, er wurde später mitsamt seiner Familie unter Hausarrest gestellt.

In den nun folgenden Monaten kämpften provisorische Regierung und radikale Arbeiterräte unter
Lenin um die Vorherrschaft. Erst am 07. November erstürmten Lenins "Bolschewiki" den Sitz der provisorischen Regierung und setzten diese fest.

Schon jung mit Ambitionen:
Polizeiphoto Lenins (1895)

Er selbst sorgte durch die Einsetzung seiner Gefolgsleute in den "Rat der Volksbeauftragten" für klare Verhältnisse in seinem Sinne...


Der Weg zur Sowjetunion war vorläufig geebnet !!!

Zeit der Unruhe:

Die logische Folge auf vielen Gewehren der Baureihe Mosin-Nagant hieß

-Verschwinden des Zarenadlers
--neue Stempelsymbole auf Hülsen und Bauteilen.


Falsch wäre es jedoch anzunehmen, daß dies ein zügiger und einheitlich durchgeführter Vorgang gewesen sei. Nein, so lief die Sache nicht ab.

Denn - noch lange nicht war Lenins Projekt in trockenen Tüchern…

In den folgenden Jahren tobte im ehemaligen Russischen Reich ein
Bürgerkrieg, dessen Ende über 5 Mio. Russen und auch etliche Angehörige von Fremdvölkern nicht erleben sollten. Hauptgegner der jetzt regierenden Bolschewiki waren

a) Anhänger der ehemaligen bürgerlichen Zarengegner sowie ehemalige hohe Militärs und Adelige

b) Abgesandte Truppen der alliierten Verbündeten, welche den Friedensschluß der Bolschewiki mit Deutschland nicht verwinden konnten (So kamen auch Engländer und ein amerikanisches Marineinfanteriebatallion nach Sibirien)

c) Einzelne Generäle, die meinten, unter den ohnehin schon chaotischen Zuständen ihr eigenes Süppchen kochen zu können

d) Westliche Völker des Reiches (Esten, Letten, Litauer und Finnen), die die Gunst der Stunde für ihre Freiheitsbestrebungen teilweise sogar nutzen konnten

e) Anarchisten sowie Radikale, denen selbst die Umwälzungen der Bolschewiki noch zu liberal waren


Endgültig beendet war die Zeit der inneren Unruhen in diesem noch jungen Staat erst mit dem
17. März 1921.

Dies war der Tag, als der Aufstand der (einstmals revolutionsbestimmenden) Matrosen von Kronstadt blutig niedergeschlagen wurde.

Aus dem Aufbegehren einiger Matrosen gegen schlechte Verpflegung entstand eine Meuterei gegen das neue Regime, mit der sich schließlich auch die
gesamte Bevölkerung Kronstadts solidarisierte.





Die Karte zeigt
die wichtige
Position der
Festung Kronstadt
direkt vor St. Petersburg


Bedenken wir, daß zudem noch während des Bürgerkriegs selbst eine unserer Fabrikationsstätten (
Ishevsk) zeitweilig durch fremde Truppen besetzt war, so läßt sich erahnen, wie stockend und uneinheitlich eine eigentlich simple Abänderung der Kennzeichen von Heereswaffen erfolgen mußte, geschweige denn, wie der Ablauf aller weitergehenden Produktionen während dieser Zeit funktionieren sollte.

Vor diesem Hintergrund bilden die Waffen aus den frühen Zwanzigern neben denen aus Finnland unserer Meinung nach das vielseitigste und rechercheträchtigste Unterthema zur Familie "Mosin- Nagant".


Stabilisierung:

Letztendlich sollte es aber noch einige Jahre dauern, bis die Russen,
jetzt "Sowjetbürger", in den Genuß einer einigermaßen reibungslos arbeitenden Volkswirtschaft kamen. Trotz aller Motivationsarbeit der Partei und vieler tausender auch freiwillig für das neue System werbender "Aktivisten" kann man von einem solchen Zustand erst mit Beginn der 30´er des 20. Jhdts. sprechen.

Von diesem Zeitraum an jedoch zählte die Sowjetunion, entgegen aller Vorbehalte, zumindest im Bereich der Waffenproduktion qualitativ wie quantitativ zu den Weltmächten.



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